Weilerbach

„Schwarze Grütze“

Gar keine so süßen Jungs


Auch wenn ihr Name einem Dessert aus verschiedenen roten Früchten, Zucker, Fruchtsaft und süßer Sahne ähnelt, so süß wie die bekannte Rote Grütze sind die beiden Jungs des Musikkabaretts Schwarze Grütze nicht. Rot sind allenfalls ihre Gitarren, dafür umso schwärzer ihr Humor. Schwarz. Rabenschwarz.

Dirk Pursche (der ohne...) und Stefan Klucke (...der mit Brille) machten mit ihrem aktuellen Programm "Bühnenarrest" am Freitagabend auch im Bürgerkeller in Weilerbach Station. Seit 1999 hat das Doppelgespann in fast jährlicher Regelmäßigkeit Kabarett- und Kleinkunstpreise eingesammelt. Nicht weil die beiden so nett kalauern, das können sie auch, nein, ihr Witz ist scharf wie Chili, der, gerade noch genüsslich goutiert, einem im nächsten Moment den Atem raubend im Hals stecken bleibt. Wie das Lachen über ihre so flapsig daherkommenden Pointen, die letztlich gar nicht so lustig sind. Pursche und Klucke verabreichen ihre bittere Medizin mit ’nem Teelöffelchen zuckriger Lustigkeit. Wahrheit kann nämlich ganz schön herbe sein. Mit Wortwitz, musikalischem Esprit und clownesker Darstellung sinnieren sie dem Phänomen nach, warum Deutsche keine Kinder mehr kriegen. In Frankreich würde es doch auch klappen. Die Franzosen wären phonetisch im Vorteil, schließlich sei Französisch die Sprache der Liebe. "Jetaime" klinge halt nicht so "sächsistisch" wie "Mädel vor, ab die Bost!" Früher habe man Kinder anders behandelt. Damals hatten Kühlschränke ein Eisfach, heute eine Babyklappe. Im Lied von Marvins Eltern stellten sie tradierte Vorstellungen auf den Kopf. Die aufmüpfigen, Streifenwagen zerkratzenden, Rotwein saufenden, auf dem Schulhof kiffenden, Türe knallenden, Doktorarbeit fälschenden Revoluzzer entpuppen sich als pubertierende Erziehungsberechtige, die den Spieß einfach umgedreht haben.

Gar nicht zimperlich geht die "Schwarze Grütze" mit ihrem Publikum um, das kurzerhand zum Mitmachen verdonnert wird. Während Dirk Pursche und Stefan Kuschke "liederlich" lästerten, ließen sie das Auditorium per in die Luft gereckte Anweisung klatschen und jubeln. "Als ich dem Reh nahte, nannte ich es Renate", schüttelte Pursche diesen und weitere Reime. Beethoven outeten sie als Heavy-Metall-Fan, der sei ja an Bleivergiftung gestorben. Die demografische Entwicklung im Blick, boten sie ungewöhnliche Lösungen an, wie die Abwrackprämie für Rentner: "Denn freiwillig tritt sicher keiner ab!"

Trotz ihrer Bissigkeit wollte dem Schwarze-Grütze-Duo niemand "an de Krutze" oder einen Maulkorb verpassen. Denn ganz so unrecht haben sie ja nicht, auch wenn sie es satirisch stark auf die Spitze treiben.

Text/Fotos: bm