Weilerbach

Weilerbacher Kerwe

"Die Kerb soll hochleben!"


Bereits zur Eröffnung am frühen Samstagabend war der Kerweplatz gerappelt voll. Stände und Fahrgeschäfte hatten geöffnet und der Musikclub Schallodenbach blies den Regen weg. So konnte Ortsbürgermeister Host Bonhagen trockenen Hauptes die Kerwe eröffnen. Er tat dies mit einem alten Kerweruf: "Liebe Weilerbacher, lasst Euch sagen, die Uhr hat schon sieben geschlagen. Ich will Euch nicht erschrecke’, sondern nur vum Schlaf uffwecke’. Das Tagewerk soll jetzt beginnen, der Jahrgang wird ein Liedchen singen. Weilerbacher Mädcher, Weilerbacher Bube’, wir wolle Euch zur Kerb’ heut’ rufe’. Opas, Omas und auch Tanten und die ganzen Anverwandten. Die Kerb soll hochleben, darauf müsst Ihr einen heben! - Wem iss die Kerb? ... Unser!" Als ehemaliger Kerwebu’ ist das Ortsoberhaupt kerwegeeicht, weshalb er auch mühelos das Weinfässchen anzuzapfen verstand und mit Unterstützung "Freiwein" unters Volk brachte.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Umzuges. Der Herr über die 35 Zugnummern mit insgesamt 550 Teilnehmern hatte alles im Griff. Norbert Dein war praktisch überall: vorne, in der Mitte, hinten. Angeführt von der örtlichen Feuerwehr in historischen Uniformen und mit Handspritzpumpe, wälzte sich der fröhliche Lindwurm eine Stunde lang durch den Ort Fahrzeuge, Wägen, Fußgruppen von Vereinen und der örtlichen Geschäftswelt. Dazwischen Musikkapellen. Auch die Straußjugend war mit dabei und schleppte ihr Prachtstück tapfer die gesamte Strecke bis zum Kerweplatz. Der Rekordstrauß, er wurde wohl in der kürzesten Zeit in der Weilerbacher Kerwegeschichte "geknibbelt". In gerade mal 14 Tagen "schusterten" die sechs Ad-hoc-Straußjugendlichen in "Dingese Garasch" das Traditionssymbol zusammen. Wobei der Chef des Gewerbevereins samt Gattin von der Jugend zum Bändcherknibbeln, sogar vor dem Fernseher, verdonnert wurde. Dank seiner Unterstützung und dem Motto der Straußjugend ("Ohne Alkohol geht’s schneller!") konnte in Weilerbach auch 2010 der Kerwestrauß "gehisst" werden. Kerwevadder Christian Dinges glossierte mit Ironie das Dorfgeschehen, wie Naherholungsgebiet, Beach Party, Geschwindigkeitshubbel, bevor er den Strauß traditionsgemäß mit einem Schoppen Wein taufte.

Beim Kerwespiel war ein Liter Bier von vier Trinkerprobten zu leeren. Dabei war es dem Gerstensaft egal, dass er erst 50 Zentimeter lange Strohhalme passieren musste, bis er in Schlünden und Mägen ankam. Das Glas sollte möglichst schnell geleert werden. Sieger wurde ... ein Quartett, das mit Flüssigem halt einfach umgehen kann. Mit 11,23 Sekunden ließ die Feuerwehr die anderen Mitwirkenden alt aussehen. Die Straußjugend schaffte es gerade mal ins letzte Drittel.

Wer des Rummels auf dem Kerweplatz überdrüssig war, dem standen praktisch alle Türen offen - beim verkaufsoffenen Sonntag des innerörtlichen Handels.

Text/Fotos: bm