Weilerbach

Kultursommer

Sensibler Musikmacher

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Er war wieder da! Marcel Adam, der "Handmademusikmacher" aus Lothringen, bezauberte - wieder mal - sein Publikum. Am Freitagabend gastierte auf der Bühne des Weilerbacher Bürgerhauses der beredsame Barde, dessen Konzerte aus 50 Prozent hervorragender Musik und 50 Prozent nicht minder unterhaltender Plauderei bestehen, vor einer stattlichen Fan-Kulisse. Adams Stärken sind eben diese Kombination von an ironischen Untertönen gespickter Moderation und vortrefflicher Musikalität. Wenn Marcel Adam mit der Attitüde eines gallischen Hahns mit seinem Publikum schäkert, fliegen ihm nicht nur die Herzen der holden Weiblichkeit zu. Seine charmanten Avancen, sein offenkundiges Flirten in die eine Richtung repräsentiert nur die eine Seite des "Frauenflüsterers". Eine sympathische Version von Macho-Allüren schuldet er den Herren der Schöpfung, wenn er zum Beispiel eine typisch weibliche Eigenschaft für sich und allgemein Adams Geschlecht requiriert: "Mer Männer sinn viel sensibler als die Fraue!"
Und wenn der Adam-Marcel sich "ausgequatscht" hat und sich der Musik zuwendet, dann ist es allemal wert, ihm zuzuhören. Dabei spielt es keine Rolle, ob er Titel französischer Chanson-Größen interpretiert oder die aus eigener Feder. Gerade in den eigenen Texten spitzt der wahre, spöttische, gefühlvolle, nachdenkliche Marcel Adam hervor. In "Mir donze nit" nimmt er im Musette-Takt die Hautevolée, die Schickeria auf die Schippe. Vorher erfahren seine Zuhörer, dass Musette der französische Walzer ist. Vielleicht liegt es am Alter, wenn Adam, Jahrgang 1951, elegisch wird. Liegt doch an Lebenszeit mehr hinter als vor einem. "Obwohl manche von Ihnen denken, sie werden 120", spöttelt er. Und dann singt er von Kindheitserinnerungen. Seltene Ausflüge in die Großstadt (das war für ihn Saargemünd, "wo heit de Smart gebaut werd, des Hutschelaudo"), um "Unnerbuxe se kaafe un Schdrimb". Anschließend Einkehr mit Kaffee und Kuchen. "Mache domit mol heid e Kind glicklich!" Déjà-vu-Erlebnisse. Auch spannt er seine Gäste gerne mal ein und lässt sie den "international bekannten Refrain lalalala" mitsingen. Oder "Surkrut". Mit dem "Surkrut-Swing", dem Lied übers Sauerkraut, hat der Lothringer doch tatsächlich gewagt, eine Hommage ans Elsass zu schreiben. "Das ist, wie wenn ein Saarlänner über de Pälzer Saumaa schprecht!"
Kongenial begleitet wurde der begnadete Unterhalter, der sich auf Kleinkunstbühnen am wohlsten fühlt, in Weilerbach von den ausgezeichneten Musikern Christian Conrad (Gitarre und Mandoline) und Christian Di Fantauzzi (Akkordeon).
Bildlegende (von links): Christian Conrad, Marcel Adam (große Geste, große Worte, große Musik) und Christian Di Fantauzzi.
Text/Fotos: bm

Der Mann beherrscht nicht nur die Klaviatur seines Instrumentes. Ebenso virtuos handhabt er Stimme und Stimmungen. Die Rede ist von Piano Man Donovan Aston, dem am vergangenen Samstagabend im Bürgerhaus in Weilerbach eine zweihundertköpfige Fangemeinde die Ehre gab. Und das gewiss nicht nur, weil das Multitalent quasi vor der Haustür ein Heimspiel absolvierte. Der Sänger und Musiker, den es schon vor 20 Jahren aus dem britischen Birmingham nach Deutschland und schließlich nach Weilerbach verschlagen hat, ist schlichtweg ein musikalisches Chamäleon.
Wie so viele seiner Generation ist er mit der Musik der legendären "Beatles", von "Queen", "Genesis" und Elton John aufgewachsen. Aber nur einige wenige besitzen die Musikalität und den Genius, ihre Vorbilder auch ohne Qualitätsverlust zu reproduzieren. Dass er die Hits nicht einfach plagiiert, sondern in ein typisches Donovan-Aston-Mäntelchen packt, ihnen einen sehr persönlichen, unverwechselbaren Touch gibt, unterstreicht die Genialität des Musikers, dessen Herz bekennenderweise für die Songs von Van Morrison, Lionel Richie, Phil Collins, Peter Gabriel, Queen, Robbie Williams und Elton John schlägt.
Ein andächtig lauschendes Auditorium delektierte sich an den wundervollen Balladen und Songs, dem exzellenten Spiel und der einnehmenden Stimme mit dem angenehmen Timbre, changierend zwischen lyrisch und expressiv. Aston nahm das Publikum mit auf eine Reise durch seine bewegten 30 Berufsmusiker-Jahre, präsentierte auch Teile aus seinen beiden Solo-Programmen "The Piano Man" und "Elton-John-Show". Mit der gestylten Igelfrisur wirkte Aston fast wie die Inkarnation des genialen, auf seine "alten Tage" etwas ruhiger gewordenen Exzentrikers, dem die Brillenindustrie zu ewigem Dank verpflichtet ist. In Weilerbach hat sich Donovan Aston mit dem hinreißenden John-Miles-Song "Music" von seinem Publikum verabschiedet, das er restlos zu begeistern wusste.
Text/Fotos: bm

Garant für Gänsehaut-Feeling

In Weilerbach hat die Kultur Hochkonjunktur. Mit hochgekrempelten Ärmeln hat sich mit
dem Slogan "Über Grenzen ..." die Gemeinde ins sowieso lebhafte kulturelle Geschehen
gestürzt. Grenzenüberschreitungen liegen dem Ort, der einen regen Austausch mit seinen
Partnergemeinden in England und Frankreich pflegt. Und nun auch noch musikalisch. Unter
dem Label "WeilerbacherArt" ist eine Konzertreihe gestartet, die ebenfalls die Grenzen
sprengt. Künstlerisch betrachtet. Mit dabei ein Franzose aus Lothringen (Marcel Adam) und
"an englishman" (Donovan Aston). "Musik ohne Grenzen" eben.
Am vergangenen Samstag allerdings stand ein deutscher Landsmann auf der Bühne des
Bürgerhauses. Stephan Flesch, "Power-Voice" aus Kaiserslautern. Seit Jahren spielt der
Vocalist, dessen eindrucksvollstes Arbeitswerkzeug eine unverwechselbar dynamischmarkige
Stimme ist, in der ersten Liga nicht nur der Lauterer Musikszene mit. Auch in
Weilerbach hat Flesch seine Fan-Gemeinde, die das emotionsgeladene Kraftwerk mit
lyrischen Balladen, romantischen Songs und rockigen Klassikern aufmischt. Dabei legt der
Garant für Gänsehaut-Feeling soviel Wucht und Drive, Poesie und Schmelz in die Stimme,
dass das Publikum hin und weg ist.
Wo Flesch ist, ist in der Regel Ziegler nicht weit. Der musikalische Weggefährte der ersten
Stunde ist immer wieder mit Gitarre und Gesang an Fleschs Seite zu finden und glänzt mit
eigenen solistischen Flashs. Die weiteren exzellenten Protagonisten der "wunderbaren Band",
O-Ton Flesch, waren am Saxophon Rainer Heute, der Schlagzeuger Mario Garruccio,
Tastenzauberer Wolfgang Dahlheimer am Keyboard und Bassist Dominik Krämer.
Der stimmgewaltige Publikumsliebling hat meist auch Überraschungen in Form von "special
guests" in petto. Kolleginnen und Kollegen der musizierenden Zunft und ebenfalls von
künstlerischem Format. In Weilerbach dabei Aquilla Fearon und Laura Kloos. Letztere, von
Flesch als "junge Dame mit viel Talent" angekündigt, verfasst, spielt und singt ihre Lieder
selbst. Die Songs beschreiben als melodiöse Spiegelbilder die Empfindungen ihrerGeneration.
Die Studentin an der Popakademie in Mannheim, der Gefühle zeigen so wichtig
sind, verleiht den Emotionen Ausdruck: bezaubernd, lyrisch, bewegend. "Du bist so schön,
wenn du weinst", heißt es in einem ihrer Liebeslieder, die trotz großer Poesie ohne kitschig
anmutende Klischees auskommen.

Text: bm

Presse